Gedanken zum Antrag der ABW-Fraktion

Überall auf der Welt und in jedem Kulturkreis war uns ist es den Menschen zu allen Zeiten wichtig, wie ihre Toten bestattet werden. Man ehrt die Toten, indem sie würdevoll – und möglichst nach ihren eigenen Vorstellungen – verabschiedet werden. Auch der  Wunsch, nach dem Tod nicht vergessen zu werden, gehört dazu.

Die Bestattungskultur ist abhängig von der Gesellschaftsstruktur, von Religion und Zeitgeist.Unsere Bestattungskultur ist, vor allem für die Älteren unter uns, noch hauptsächlich durch die christlichen Kirchen geprägt. Allerdings verliert sie für die jüngere Generation zunehmend an Bedeutung – in Städten schneller und mehr, in ländlichen Gegenden langsamer und weniger.

Die Bestattungskultur befindet sich im Wandel: Insbesondere die Baumbestattung gewinnt zunehmend an Zuspruch und liegt im Trend. Die Motive für Personen, die für sich selbst eine Ruhestätte in einem Bestattungswald wünschen, sind dabei unterschiedlich.

Für manche spielt der Wegfall der Grabpflege für eine Rolle. Die Angehörigen sollen von Kosten und Zeitaufwand für die Grabpflege entlastet werden.  Keiner kann bestreiten, dass vor allem in sehr ländlichen Gegenden darauf geachtet wird, ob, wann und wie oft die Hinterbliebenen ein Grab besuchen und mit welchem Aufwand sie es bepflanzen und pflegen. Ob sie es selbst tun, oder Dienstleister dafür bezahlen.
Im Falle der Baumbestattung entfallen entsprechende soziale Kontrollmechanismen in der Friedhofsgemeinde ebenso, wie eventuelle Schuldgefühle der Angehörigen bei Versäumnissen in der Grabpflege.

Anderen wiederum gefällt der Gedanke, an einem wunderbaren Ort mit besonderer Atmosphäre ein Teil des ewigen Naturkreislaufes zu sein oder – ganz ohne esoterischen Hintergrund – ganz einfach an dem Ort begraben zu sein, an dem man bereits zu Lebzeiten Kraft getankt und Ruhe gefunden hat.

Ein Bestattungswald soll den Friedhof nicht ersetzen

Die Schaffung eines Bestattungswaldes in Wunsiedel soll und wird die Friedhofskultur nicht schmälern oder gar ersetzen. Niemand muss befürchten, gegen seinen Willen eingeäschert und in einem Bestattungswald zur Ruhe gebettet zu werden. Der Friedhof ist für die meisten von uns der Inbegriff des letzten Ruheortes und wird es immer bleiben.

Wir haben den Antrag zur Schaffung eines Bestattungswaldes gestellt, weil Wunsiedler Bürger ihren Wunsch nach einem Friedwald an uns herangetragen haben.

Es geht dabei auch um gegenseitigen Respekt. Es geht um das Zugeständnis an unseren Nächsten, für sich selbst über den Tod hinaus Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie einem selbst fremd und womöglich pietätlos erscheinen. Wer in seiner Dogmatik erstarrt, geht an den unterschiedlichen Lebensbedürfnissen der Menschen vorbei.

Der Bestattungswald ist eine Alternative zum herkömmlichen Friedhof. Jeder, der will, darf sich hier bestatten lassen. Aber keiner muss.